Humanmedizin
In der Schweiz wurden 2024 mehr als 5.9 Millionen Packungen Antibiotika verkauft.
Der Gesamtverbrauch von Antibiotika (ATC-Code J01) in der Schweiz betrug im Jahr 2024 insgesamt 11.1 definierte Tagesdosen (defined daily dose, DDD) pro 1’000 Einwohner und Tag und umfasste sowohl den Krankenhaus- als auch den ambulanten Bereich. In den letzten Jahren war ein leichter Rückgang des gesamten Antibiotikaverbrauchs zu verzeichnen, wobei während der COVID-19-Pandemie ein signifikanterer Rückgang beobachtet wurde. Im Jahr 2024 hat der Verbrauch wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht oder gar überschrittenEtwa 87 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs findet im ambulanten Sektor.
Antibioitkaverbrauch im Spital- und ambulanten Sektor in der Schweiz.
Das ESAC-Net (European Surveillance of Antimicrobial Consumption Network), das vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) koordiniert wird, sammelt und analysiert Daten über den Antibiotikaverbrauch in 30 EU/EWR-Ländern. Im Vergleich zu diesen europäischen Ländern ist der Gesamtverbrauch von Antibiotika in der Schweiz, sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor, vergleichsweise gering.
Relativ geringer Antibiotikaverbrauch in der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.
Das AWaRe-Ziel („Access“, „Watch“, „Reserve“) der WHO sieht vor, dass 60 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs aus der Gruppe der „Access“-Antibiotika stammen sollen, mit einem ambitionierteren Ziel von 70 % bis 2030. In der Schweiz hat der relative Anteil der „„Access“-Antibiotika in den letzten Jahren zugenommen, liegt jedoch auch im Jahr 2024 noch unter dem WHO-Ziel von 70 %.
Anteil der „Access“-Antibiotika über WHO-Minimum von 60%, aber unter 70%-Ziel für 2030
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Im Jahr 2024 lag der Gesamtverbrauch von Antibiotika zur systemischen Anwendung im ambulanten Sektor gemäss dem ATC-Code J01 bei 9,7 definierten Tagesdosen (DDD) pro 1000 Einwohner und Tag. Während der COVID-19-Pandemie war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Bis 2024 hat sich der Antibiotikaverbrauch im ambulanten Sektor wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie stabilisiert.
Penicilline sind die am häufigsten verwendeten Antibiotika im ambulanten Bereich.
Penicilline stellten im Jahr 2024 mit einem Anteil von 39.8 % die am häufigsten eingesetzte Antibiotikaklasse im ambulanten Bereich dar. Dahinter folgten Makrolide, Lincosamide und Streptogramine (14.7 %, ATC-Code J01F) sowie Tetrazykline (14.0 %, ATC-Code J01A). Fluorchinolone machten 8.0 % des Verbrauchs aus (ATC-Code J01MA), gefolgt von sonstigen Antibiotika (6.9 %, ATC-Code J01X), Sulfonamiden und Trimethoprim (6.0 %, ATC-Code J01E) sowie anderen Beta-Lactam-Antibakterika außer Penicillinen, einschließlich Cephalosporinen (5.4 %, ATC-Code J01D).
Antibiotikaverbrauch anhand den verschiedenen Antibiotikakategorien im ambulanten Sektor.
Der Verbrauch von Antibiotika der Gruppe „Access“ nimmt im ambulanten Bereich stetig zu.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Klassifizierungssystem für Antibiotika entwickelt, das die vorhandenen Antibiotika in drei Kategorien einteilt: „Access“, „Watch“ und „Reserve“ („AWaRe“). Antibiotika der Kategorie „Access“ sollten aufgrund ihrer Wirksamkeit und ihres im Vergleich zu anderen Antibiotika mässigen Beitrags zur Resistenzentwicklung generell bevorzugt werden. Die „Watch“-Kategorie umfasst Antibiotika, die nur bei einer begrenzten Anzahl von Infektionen indiziert sind und bei denen die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie zur Entwicklung einer Antibiotikaresistenz beitragen. „Reserve„-Antibiotika sollten nur als letztes Mittel eingesetzt werden. Das AWaRe-Ziel „Access“, „Watch“, „Reserve“) der WHO sieht vor, dass 60 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs aus der Gruppe der „Access“-Antibiotika stammen sollen, mit einem ambitionierteren Ziel von 70 % bis 2030.
Der Anteil der „Access“-Gruppe lag in der Schweiz 2019 erstmals über dem WHO-Ziel von 60%, was hauptsächlich auf den Rückgang des Verbrauchs von „Watch“-Antibiotika im ambulanten Bereich zurückzuführen ist. In den letzten Jahren ist der Anteil der „Access“-Antibiotika im ambulanten Bereich stetig gestiegen, während der Anteil der „Watch“-Antibiotika gesunken ist.
Die Verwendung von Antibiotika basierend auf der AWaRe-Einteilung im ambulanten Bereich.
Antibiotika werden am häufigsten bei Infektionen der unteren Harnwege und der oberen Atemwege verschrieben.
Bei Erwachsenen werden Antibiotika vor allem bei Sinusitis, akuter Bronchitis, Pneumonie und Streptokokken-Pharyngitis verschrieben. Die am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe bei Infektionen der unteren Atemwege sind Amoxicillin-Clavulansäure, Amoxicillin und Makrolide.
Bei Infektionen der unteren Harnwege kommen vor allem Fosfomycin, Nitrofurantoin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol und Fluorchinolone zum Einsatz.
In der Pädiatrie stellen Infektionen der oberen Atemwege den häufigsten Grund für die Verschreibung von Antibiotika dar. Am häufigsten werden dabei Amoxicillin sowie Amoxicillin-Clavulansäure verordnet.
Antibiotikaverordnungen nach Indikation.
Antibiotikaverordnungen im Zeitverlauf pro Quartal.
Unterschiedlicher Einsatz von Antibiotika je nach Altersgruppe.
Penicilline mit erweitertem Spektrum (d. h. Amoxicillin) waren die am häufigsten verwendete Antibiotikagruppe bei Kindern unter zwei Jahren (58% des Gesamtverbrauchs an Antibiotika im Jahr 2021) und bei Kindern zwischen 2 und 11 Jahren (41%), während Penicilline in Kombination mit Beta-Laktamase-Inhibitoren die am häufigsten verwendeten Antibiotika in den Altersgruppen 18-64 (26%) und bei den über 65-Jährigen (23%) waren. Der Konsum von Fluorochinolonen war in der Gruppe der über 65-Jährigen relativ hoch.
Es gibt relativ starke Unterschiede bei der Verschreibung von Antibiotika für die verschiedenen Altersgruppen. Beispielsweise werden in der französischen Schweiz bei Kindern unter 2 Jahren hauptsächlich Penicilline mit erweitertem Spektrum (Amoxicillin) verschrieben, während in der italienischen Schweiz häufiger die Kombination von Amoxicillin und Clavulansäure verschrieben wird.
Antibiotikaverbrauch nach Altersgruppen.
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Penicilline in Kombination mit Beta-Laktamase-Inhibitoren sind die am häufigsten verwendeten Antibiotika im Krankenhaussektor.
Der Gesamtverbrauch von Antibiotika zur systemischen Anwendung (ATC-Code J01) im Schweizer Spitalsektor betrug im Jahr 2022 54.1 definierte Tagesdosen (defined daily dose, DDD) pro 100 Pflegetagen (unter Verwendung der Daten des Sentinel-Netzwerks der Akutspitäler). Der Antibiotikaverbrauch im stationären Sektor in der Schweiz ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Kleine regionale Unterschiede im Antibiotikaverbrauch wurden in der gesamten Schweiz beobachtet. Ein niedrigerer Verbrauch im italienischsprachigen Teil könnte darauf zurückzuführen sein, dass es in diesem Teil keine Universitätskliniken gibt.
Mit fast einem Drittel der in Schweizer Krankenhäusern verwendeten Antibiotika sind Penicilline in Kombination mit einem Beta-Laktamase-Inhibitor (ATC-Code J01CR), insbesondere Amoxicillin-Clavulansäure, die am häufigsten verwendeten Antibiotika. Cephalosporine (ATC-Code J01DB-DE), insbesondere das Cephalosporin der 2. Generation Cefuroxim oder das Cephalosporin der 3. Generation Ceftriaxon, wurden ebenfalls häufig eingesetzt. Während die meisten Antibiotikaklassen einen stabilen oder leicht steigenden Verbrauchstrend aufweisen, ist der Verbrauch von Fluorchinolonen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.
Antibiotikaverbrauch nach Antibiotikakategorien im stationären Bereich.
„Access“-Antibiotika machen die Hälfte der in Spitälern verwendeten Antibiotika aus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Klassifizierungssystem für Antibiotika entwickelt, das die vorhandenen Antibiotika in drei Kategorien einteilt: „Access“, „Watch“ und „Reserve“ („Access“). Antibiotika der Kategorie „Access“ sollten aufgrund ihrer Wirksamkeit und ihres im Vergleich zu anderen Antibiotika mässigen Beitrags zur Resistenzentwicklung generell bevorzugt werden. Die Kategorie „Watch“ umfasst Antibiotika, die nur bei einer begrenzten Anzahl von Infektionen indiziert sind und bei denen die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie zur Entiwicklung einer Antibiotikaresistenz beitragen. „Reserve“-Antibiotika sollten nur als letztes Mittel eingesetzt werden.
Der Verbrauch von „Access“- und „Watch“-Antibiotika in Schweizer Krankenhäusern ist in den letzten Jahren weitgehend unverändert geblieben. Der Verbrauch von Antibiotika der „Reserve“-Gruppe ist gering und macht etwa 1 % des Gesamtverbrauchs im gesamten Krankenhaus aus.
Der Einsatz von Antibiotika auf der Grundlage der AWaRe-Kategorisierung im stationären Bereich.
Grössere Spitäler haben tendenziell einen höheren Antibiotikaverbrauch
Eine Einteilung der Akutspitäler in kleine Spitäler (bis 200 Betten), mittlere Spitäler (200-500 Betten) und grosse Spitäler (über 500 Betten) zeigt, dass grössere Spitäler aufgrund der komplexeren Fälle tendenziell einen höheren Antibiotikaverbrauch aufweisen als kleinere Spitäler. Allerdings kann der Antibiotikaverbrauch der Krankenhäuser innerhalb einer Krankenhauskategorie sehr unterschiedlich sein.
Antibiotikaverbrauch nach Spitalgrösse
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