Humanmedizin
Der nationale „One-Health“-Aktionsplan der Strategie Antibiotikaresistenz wurde 2024 veröffentlicht. Er beschreibt die Schweizer Strategie zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz für die kommenden vier Jahre und legt unter anderem Ziele für den Antibiotikaverbrauch in der Humanmedizin fest. Ziel ist es, den gesamten Antibiotikaverbrauch bis 2027 gegenüber dem Referenzjahr 2019 um 4 % zu senken.
Im Jahr 2024 belief sich der gesamte Antibiotikaverbrauch (Spital- und ambulante Versorgung, ATC-Code J01) auf 11.1 definierte Tagesdosen (Defined Daily Doses, DDD) pro 1000 Einwohner und Tag. Dies entspricht einer leichten Zunahme von 2.8 % gegenüber 2023. Um das Ziel des Aktionsplans bis 2027 zu erreichen, muss dieser Wert auf unter 10,2 DDD pro 1000 Einwohner und Tag gesenkt werden.
87 % der Antibiotika wurden im ambulanten Sektor verschrieben. In der Schweiz ist zu beobachten, dass der Antibiotikaverbrauch je nach Sprachregion variiert: Er ist in den französisch- und italienischsprachigen Regionen höher als in der deutschsprachigen Region.
Die grosse Mehrheit der Antibiotika wird im ambulanten Sektor verschrieben.
Das ESAC-Net (European Surveillance of Antimicrobial Consumption Network), koordiniert durch das Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), erhebt und analysiert Daten zum Antibiotikaverbrauch in den EU-/EWR-Ländern. Im europäischen Vergleich liegt der Antibiotikagesamtverbrauch der Schweiz im ambulanten und stationären Bereich im moderaten bis niedrigen Bereich.
Der Antibiotikaverbrauch in der Schweiz ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern je nach Versorgungssektor als moderat bis niedrig einzustufen..
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Klassifikationssystem für Antibiotika eingeführt, das diese in drei Kategorien einteilt: Access, Watch und Reserve („AWaRe“). Antibiotika der Kategorie „Access“ sollten grundsätzlich bevorzugt eingesetzt werden, da sie wirksam sind und im Vergleich zu anderen Antibiotika nur in moderatem Ausmass zur Entwicklung von Resistenzen beitragen. Die Kategorie „Watch“ umfasst Antibiotika, die nur für eine begrenzte Anzahl von Indikationen vorgesehen sind und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zur Resistenzentwicklung beitragen; sie stehen daher im Fokus von Programmen zum sachgerechten Antibiotikaeinsatz sowie der Überwachung. Antibiotika der Kategorie „Reserve“ sollten ausschliesslich als letzte Behandlungsoption eingesetzt werden.
Nach Angaben der WHO sollten mindestens 60 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs aus der Gruppe „Access“ stammen. Der Schweizer „One-Health“-Aktionsplan der Strategie Antibiotikaresistenz setzt hierfür ein ambitionierteres Ziel von 69 % bis 2027. Der Anteil der Antibiotika dieser Gruppe ist in den letzten Jahren gestiegen, liegt jedoch weiterhin unter dem Zielwert von 69 %.
Der Anteil der Antibiotika der Gruppe „Access“ liegt über dem von der WHO festgelegten Minimum von 60 %, aber unter dem Ziel von 69 % des BAG für 2027.
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Der Gesamtverbrauch systemisch angewendeter Antibiotika (ATC-Code J01) im ambulanten Sektor betrug 2024 9.7 definierte Tagesdosen (Defined Daily Dose, DDD) pro 1000 Einwohner und Tag. Während der Jahre der COVID-19-Pandemie wurde ein deutlicher Rückgang beobachtet. Im Jahr 2024 erreichte der Antibiotikaverbrauch im ambulanten Sektor wieder ein Niveau, das sogar leicht über dem vorpandemischen lag. Dies ist wahrscheinlich auf die im letzten Winter in der Schweiz besonders ausgeprägte Mycoplasma pneumoniae-Epidemie zurückzuführen.
Penicilline waren 2024 die am häufigsten verwendete Antibiotikaklasse im ambulanten Sektor und machten 39.8 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs aus. Es folgten Makrolide, Lincosamide und Streptogramine (14.7 %, ATC-Code J01F), Tetrazykline (14.0 %, ATC-Code J01A), Fluorchinolone (8.0 %, ATC-Code J01MA), sonstige Antibiotika (6.9 %, ATC-Code J01X), Sulfonamide und Trimethoprim (6.0 %, ATC-Code J01E) sowie andere Betalaktam-Antibiotika als Penicilline (einschliesslich Cephalosporine; 5.4 %, ATC-Code J01D).
Penicilline bilden die am häufigsten verschriebene Antibiotikagruppe im ambulanten Sektor.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Klassifikationssystem für Antibiotika eingeführt, das diese in drei Kategorien einteilt: Access, Watch und Reserve („AWaRe“). Antibiotika der Kategorie „Access“ sollten grundsätzlich bevorzugt eingesetzt werden, da sie wirksam sind und im Vergleich zu anderen Antibiotika nur in moderatem Ausmass zur Entwicklung von Resistenzen beitragen. Die Kategorie „Watch“ umfasst Antibiotika, die nur für eine begrenzte Anzahl von Indikationen vorgesehen sind und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zur Resistenzentwicklung beitragen; sie stehen daher im Fokus von Programmen zum sachgerechten Antibiotikaeinsatz sowie der Überwachung. Antibiotika der Kategorie „Reserve“ sollten ausschliesslich als letzte Behandlungsoption eingesetzt werden.
Nach Angaben der WHO sollten mindestens 60 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs aus der Gruppe „Access“ stammen. Der Schweizer „One-Health“-Aktionsplan der Strategie Antibiotikaresistenz setzt hierfür ein ambitionierteres Ziel von 69 % bis 2027. Der Anteil der Antibiotika dieser Gruppe ist in den letzten Jahren gestiegen, liegt jedoch weiterhin unter dem Zielwert von 69 %.
In der Schweiz überschritt der Anteil der Antibiotika der Gruppe „Access“ im Jahr 2019 erstmals die von der WHO festgelegte Schwelle von 60 %. Dies ist hauptsächlich auf den Rückgang des Verbrauchs von Antibiotika der Gruppe „Watch“ zurückzuführen, insbesondere der Fluorchinolone, in der ambulanten Medizin. Nach einem über mehrere Jahre kontinuierlichen Anstieg stabilisierte sich der Anteil der „Access“-Antibiotika im Jahr 2024, liegt jedoch weiterhin unter dem Zielwert von 69 % bis 2027.
Streben wir bis 2027 69 % Antibiotika der Gruppe „Access“ an, wie vom BAG empfohlen! Jede sachgerechte Verschreibung trägt dazu bei, Resistenzen zu bekämpfen und die Patientinnen und Patienten zu schützen.
Gemäss den Daten des Sentinella-Netzwerks wird der Grossteil der Antibiotika im ambulanten Bereich zur Behandlung akuter Atemwegsinfektionen und Harnwegsinfektionen verschrieben. Rund jedes zweite von Hausärztinnen und Hausärzten verordnete Antibiotikum wird bei einer akuten Atemwegsinfektion eingesetzt, etwa jedes vierte bei einer Harnwegsinfektion. Bei Kinderärztinnen und Kinderärzten entfällt nahezu jede neunte von zehn Antibiotikaverschreibungen auf akute Atemwegsinfektionen.
Die Hälfte der Antibiotika wird für Atemwegsinfektionen verschrieben, ein Viertel für Harnwegsinfektionen.
Antibiotikaverordnungen im Zeitverlauf pro Quartal.
Der Einsatz von Antibiotika unterscheidet sich je nach Altersgruppe. Breitbandpenicilline (insbesondere Amoxicillin) waren die am häufigsten verwendete Antibiotikagruppe bei Kindern unter zwei Jahren (58 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs im Jahr 2021) sowie bei Kindern im Alter von 2 bis 11 Jahren (41 %). Demgegenüber waren Penicilline in Kombination mit Beta-Laktamase-Inhibitoren die am häufigsten eingesetzten Antibiotika in den Altersgruppen 18–64 Jahre (26 %) und ≥ 65 Jahre (23 %). Personen ab 65 Jahren wiesen zudem einen relativ hohen Anteil an Fluorchinolonen auf (17 % ihres gesamten Antibiotikaverbrauchs; Histogramm).
Zwischen den Altersgruppen bestehen teilweise deutliche Unterschiede in der Antibiotikaverschreibung. So werden in der Romandie bei Kindern unter zwei Jahren hauptsächlich Breitbandpenicilline (Amoxicillin) verschrieben, während in der italienischsprachigen Schweiz die Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure (Penicillinkombinationen) häufiger eingesetzt wird.
Antibiotikaverbrauch nach Altersgruppen.
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Penicilline in Kombination mit Beta-Laktamase-Inhibitoren sind die am häufigsten verwendeten Antibiotika im Krankenhaussektor.
Der Gesamtverbrauch systemisch angewendeter Antibiotika (ATC-Code J01) im Schweizer Spitalsektor betrug 2022 54.1 definierte Tagesdosen (Defined Daily Doses, DDD) pro 100 Pflegetage, basierend auf Daten des Sentinel-Netzwerks der Akutspitäler. Der Antibiotikaverbrauch im stationären Sektor ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. In der Schweiz wurden lediglich kleine regionale Unterschiede beobachtet. Ein niedrigerer Verbrauch im italienischsprachigen Landesteil könnte damit zusammenhängen, dass dort keine Universitätskliniken vorhanden sind.
Mit nahezu einem Drittel der in Schweizer Spitälern verwendeten Antibiotika sind Penicilline in Kombination mit einem Beta-Laktamase-Inhibitor (ATC-Code J01CR), insbesondere Amoxicillin/Clavulansäure, die am häufigsten eingesetzte Wirkstoffgruppe. Ebenfalls häufig verwendet wurden Cephalosporine (ATC-Code J01DB-J01DE), insbesondere Cefuroxim als Cephalosporin der 2. Generation sowie Ceftriaxon als Cephalosporin der 3. Generation. Während die meisten Antibiotikaklassen stabile oder leicht steigende Verbrauchstrends zeigen, ist der Verbrauch von Fluorchinolonen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.
Antibiotikaverbrauch nach Antibiotikakategorien im stationären Bereich.
„Access“-Antibiotika machen die Hälfte der in Spitälern verwendeten Antibiotika aus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Klassifikationssystem für Antibiotika entwickelt, das diese in drei Kategorien einteilt: „Access“, „Watch“ und „Reserve“ („AWaRe“). Antibiotika der Kategorie „Access“ sollten aufgrund ihrer Wirksamkeit und ihres im Vergleich zu anderen Antibiotika mässigen Beitrags zur Resistenzentwicklung grundsätzlich bevorzugt eingesetzt werden. Die Kategorie „Watch“ umfasst Antibiotika, die nur bei einer begrenzten Anzahl von Infektionen indiziert sind und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen beitragen. Antibiotika der Kategorie „Reserve“ sollten nur als letzte Behandlungsoption eingesetzt werden.
Der Verbrauch von Antibiotika der Kategorien „Access“ und „Watch“ in Schweizer Spitälern ist in den letzten Jahren weitgehend unverändert geblieben. Der Verbrauch von Antibiotika der Kategorie „Reserve“ ist gering und macht etwa 1 % des Gesamtverbrauchs im Spitalsektor aus.
Der Einsatz von Antibiotika auf der Grundlage der AWaRe-Kategorisierung im stationären Bereich.
Grössere Spitäler haben tendenziell einen höheren Antibiotikaverbrauch
Eine Einteilung der Akutspitäler in kleine Spitäler (bis 200 Betten), mittlere Spitäler (200 bis 500 Betten) und grosse Spitäler (über 500 Betten) zeigt, dass grössere Spitäler aufgrund der komplexeren Fälle tendenziell einen höheren Antibiotikaverbrauch aufweisen als kleinere Spitäler. Innerhalb der jeweiligen Spitalkategorie kann der Antibiotikaverbrauch jedoch deutlich variieren.
Antibiotikaverbrauch nach Spitalgrösse
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