Informationen für Laien
Zunehmende Antibiotikaresistenzen sind ein besorgniserregendes Phänomen, weil Antibiotika eine entscheidende Rolle spielen, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen oder zu verhindern. Antibiotika sind ein wichtiger Pfeiler der modernen Medizin:
- Sie erlauben die Behandlung bakterieller Infektionen (Lungenentzündungen, Blutvergiftungen, etc.)
- Sie sorgen für sichere chirurgische Eingriffe und ermöglichen Organtransplantationen.
- Sie schützen an Krebs erkrankte Personen mit einem geschwächten Immunsystem während der Chemotherapie, aber auch Patientinnen und Patienten, die zur Behandlung einer Autoimmunerkrankung immunsupprimierende Medikamente erhalten (bei rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn, etc.)
Antibiotikaresistenzen verlängern die Behandlung von bakteriellen Infektionen oder verunmöglichen
sie sogar in gewissen Fällen. Resistenzen verursachen Todesfälle, verlängerte Spitalaufenthalte und
höhere Kosten im Gesundheitswesen. Weltweit ist eine Zunahme von Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien festzustellen. Innerhalb der Schweiz überwacht ANRESIS die Situation und publiziert die aktuellen Trends regelmässig
Jedes Mal, wenn Antibiotika eingesetzt werden, können resistente Bakterien überleben und sogar vom Absterben empfindlicher Bakterien profitieren und sich weiter ausbreiten. Man spricht von der Selektion resistenter Bakterien.
Vom Ausland heimkehrende Personen können antibiotikaresistente Bakterien einschleppen – vor allem dann, wenn sie im Ausland hospitalisiert worden sind. Personen, die innerhalb von 12 Monaten nach ihrer Rückkehr in der Schweiz ein Spital oder eine Klinik aufsuchen müssen, sollten das medizinische Personal über ihren Spitalaufenthalt im Ausland informieren. Der frühzeitige Nachweis von resistenten Bakterien hilft, deren Verbreitung zu vermeiden und die medizinische Behandlung zu vereinfachen.
Antibiotikaresistenzen betreffen die Humanmedizin ebenso wie die Tiermedizin, die Landwirtschaft und den Umweltbereich. Mit der im November 2015 durch den Bundesrat verabschiedeten Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) nimmt sich auch die Schweiz dem Problem der Antibiotikaresistenzen bereichsübergreifend an. StAR legt für die Humanmedizin, Tiermedizin, Landwirtschaft und Umwelt übergreifende Ziele fest und beschreibt Massnahmen in acht strategischen Handlungsfeldern: Überwachung, Prävention, sachgemässer Einsatz von Antibiotika, Resistenzbekämpfung, Forschung und Entwicklung, Kooperation, Information und Bildung sowie Rahmenbedingungen.
Antibiotika sind (verschreibungspflichtige) Medikamente, die zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt werden. Ob eine Infektion behandelt werden muss, entscheidet der Patient / die Patient zusammen mit dem behandelnden Arzt / Ärztin unter Einbezug der Symptome und der Labor-Resultate. Nicht alle bakteriellen Infektionen müssen mit Antibiotika behandelt werden. So werden die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers beispielsweise mit vielen Blasen- und Ohrenentzündungen von alleine fertig – ohne die Hilfe von Antibiotika. Falls Ihnen Antibiotika verschrieben wurden, halten Sie sich genau an die verordnete Dosierung und Behandlungsdauer und lassen Sie keine Einnahme aus. Teilen Sie die ihnen verschriebenen Antibiotika nicht mit anderen Personen und bringen Sie angebrochene Packungen zurück in die Apotheke oder zum Arzt.
Antibiotika töten Viren.
Antibiotika sind (verschreibungspflichtige) Medikamente, die das Wachstum von Bakterien verhindern oder Bakterien abtöten. Antibiotika sind wirkungslos, wenn die Infektion durch Viren verursacht wird, beispielsweise bei Grippe, Erkältungen oder den meisten Magen-Darm-Beschwerden. Antibiotika wirken auch nicht gegen Pilzkrankheiten oder gegen parasitische Infektionen wie etwa die Malaria.
Antibiotika wirken bei Grippe und Schnupfen.
Antibiotika sind wirkungslos bei von Viren verursachten Grippen und Schnupfen. Bei viralen Erkältungen ist die Einnahme von Antibiotika nicht nur unnütz, sondern sogar gefährlich. Einerseits wegen den Nebenwirkungen der Medikamente, und andererseits weil jede Einnahme von Antibiotika auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man dadurch Träger – und potenziell auch Überträger – von antibiotikaresistenten Bakterien wird.
Die unnötige Einnahme macht Antibiotika unwirksam.
Ein Antibiotikum ist eine Waffe, die zunehmend abstumpft, je mehr sie gebraucht wird. Aus diesem Grund sollte man vermeiden, diese Medikamente einzunehmen, wenn sie nichts nützen. Jedes Mal, wenn Antibiotika zum Einsatz kommen, können sich resistente Bakterien vermehren, denn sie ziehen einen Vorteil daraus, dass die anderen Bakterien absterben und ihnen den Platz lassen.
Die Einnahme von Antibiotika geht oft mit Nebenwirkungen wie etwa Durchfall einher.
Antibiotika können mit Nebenwirkungen einhergehen. Am häufigsten sind Magen-Darm-Probleme, Durchfall, Übelkeit, Hautrötungen oder Störungen der Nierenfunktion. Welche Nebenwirkungen auftreten und wie stark, ist sehr individuell. Die Nebenwirkungen hängen auch von den verschiedenen Antibiotika-Klassen ab und davon, ob gleichzeitig auch noch weitere Medikamente eingenommen werden müssen oder Alkohol konsumiert wird.
Wer Antibiotika einnimmt, wird resistent.
Resistent werden keine Personen, sondern Bakterien. Resistente Bakterien können sich vermehren und sich von einer Person auf andere Personen übertragen. Sie können die Behandlung einer Infektion erschweren, verlängern oder im schlimmsten Fall sogar verunmöglichen.
Antibiotikaresistenzen sind ein neues Phänomen.
Resistenzen gegen Antibiotika sind ein natürliches Phänomen, das es schon seit Millionen von Jahren gibt. Es sind nämlich die Bakterien und Pilze selbst, die Antibiotika produzieren, um sich zu schützen oder um anzugreifen. Die ersten in der Medizin verwendeten Antibiotika, wie beispielsweise Penizillin, sind aus Pilzen extrahiert worden. Doch der Verbrauch von Antibiotika ist in der Human- und Tiermedizin seit Mitte der 1940er-Jahre stark gestiegen. Dadurch hat der Mensch das natürliche Phänomen der Antibiotikaresistenz deutlich verstärkt: Jedes Mal, wenn Antibiotika zum Einsatz kommen, können sich resistente Bakterien vermehren, da sie die Einzigen sind, die unter diesen Umständen überleben und wachsen können.
Die antibiotische Prophylaxe vor einer Operation ist nützlich.
Diese Medikamente sind unerlässlich, um Infektionen vorzubeugen oder zu behandeln, welche bei chirurgischen Eingriffen entstehen können. Antibiotika helfen auch bei der Behandlung von Komplikationen, welche eine Hospitalisierung notwendig machen.
Besonders chronisch und an Krebs erkrankte Patientinnen und Patienten sind auf Antibiotika angewiesen.
Antibiotika kommen oft zum Einsatz, um bei an Krebs erkrankten Personen die Infektionen nach einer Chemotherapie abzuwehren. Zudem helfen sie bei der Behandlung von Komplikationen häufiger Krankheiten – wie etwa bei durch Diabetes verursachten Fussgeschwüren.
Das Risiko, sich in schweizer Spitälern mit Methicillin-Resistenten Bakterien der Art Staphylococcus Aureus anzustecken, ist sehr groß.
Die Zahl der Infektionen mit Methicillin-resistenten Bakterien der Art Staphylococcus aureus (die etwa Hautinfekte hervorrufen können) ist seit 2004 um zwei Drittel gesunken. Dieser Rückgang ist auf die Bemühungen zurückzuführen, solche Infektionen frühzeitig zu entdecken und rasch zu behandeln.
In der Schweiz und in der EU ist es verboten, Antibiotika zur Wachstumsförderung bei Zuchttieren einzusetzen.
In der Schweiz verbietet die Verordnung über die Tierarzneimittel seit 1999 den Einsatz von Antibiotika zur Wachstumsförderung bei Tieren. Dieses Verbot gilt seit 2006 auch in der Europäischen Union.
Bilder: Communication in Science/BAG.